Saarbrücker Zeitung / 28. Juni 1952. Auf Spitzbergen landete fliegende Untertasse Das Rätsel endgültig gelöst? -,,Silberner Diskus mit Plexiglaskanzel und 46 Kreisdüsen" - Sowjetischer Herkunft? 2694 14 AO954tte Juni Norwegische Düsenjäger hatten soeben über Spitzbergen mit ihren diesjährigen Sommermanö- vern begonen. Eine Staffel mit sechs Maschinen näherte sich mit Höchstgeschwindigkeit dem Nord- ost-Land, wo Einheiten des angenommenen Geg- ners gemeldet worden waren. Kaum hatten dle da- hinjagenden Flugzeuge die Hinlopenstraße über- quert, als ein Prasseln und Knistern in sämtlichen Kopfhörern und Sprechfunkgeräten ertönte. Selbst eine Funkverbindung untereinander war nicht mehr möglich. Sämtliche Verständigungseinrichtungen der Düsenjäger schienen gestört zu sein. Die wäh- rend des ganzen Fluges selt Narvik welẞ" anzei- gende Radarmarke stand plötzlich auf rot". Das bedeutete Alarm und Annäherung irgendeines me- tallischen Fremdkörpers mit einer fremdartigen, incht dem Jägertyp entsprechenden Peilungs- schwingungszahl. Durch Kurven und Sturzflüge verständigten sich die routinierten Düsenjäger dennoch soweit, daß jeder Pilot von dem gleichen Schicksal des Kame- raden wußte, der wie er mit erhöhter Aufmerk- samkeit den Horizont absuchte. Die 6 Düsenjäger kreisten eine Zeitlang, ohne etwas Ungewöhnliches auszumachen. Ganz zufällig richtete Flugkapitän Olaf Larsen seinen Blick einmal nach unten. Und schon setzte er zum Tiefflug an, gefolgt von seinen Kameraden. Auf der weißen Schneelandschaft, deren verharschte Oberfläche eisig glitzerte, lag eine noch greller, metallisch blitzende. kreisrunde Scheibe von einem Durchmesser zwischen 40 und 50 Metern. Zwischen Draht- und Verstrebungsge- wirr in der Mitte ragten die offenbar teilweise zer- störten Reste einer Führungskuppel hervor. Wäh- rend eines 60 minütigen Kreisens konnten die Dü- senjäger kein Zeichen irgendwelchen vorhandenen Lebens oder der Herkunft und Art dieses Flug- körpers entdecken. Sie nahmen schließlich Kurs auf Narvik, um hier ihre sonderbare Feststellung zu melden. Schon nach wenigen Stunden starteten fünf große, mit Schlittenkufen ausgerüstete Flugboote, die den Entdeckungsort anflogen und sicher neben: der über einen Meter in Schnee und Els einge- bettet liegenden bläulichen Stahlscheibe landeten. „Zweifellos eine der berüchtigten fliegenden Un-1 tertassen", behauptete der norwegische Raketen- spezialist Dr. Norsel, der es sich nicht nehmen ließ, mitzufliegen. Er stellte auch fest. weshalb bei den! Jägern sämtliche Nachrichtenverbindungen beim Einflug in die weitere Umgebung des Landeplatzes. ausgesetzt hatten und die Radaranlage Alarm ge- meldet hatte; Ein mit einem Plutoniumkern ver- sehenes Pellsendegerät war unbeschädigt geblieben und sendete auf sämtlichen Wellen einen in allen Ländern unbekannten Meßton von 934 Hertz, Eine präzise Untersuchung der auf dem Nordost-Land Spitzberge durch Empfangsfehler gelandeten ferngelenkten fliegenden Schelbe ergab folgende einwandfreie Punkte: 1. Der 48,88 m Durchmesser aufweisende, runde, nach den Seiten schräg abfallende Flugkörper war unbemannt. = 2. Der einem silbernen Diskus ähnelnde kreis- runde Stahlkörper unbekannter Metallzusammen- setzung ist mit 46 in gleichen Abständen am Außen- ring angebrachten automatischen Kreisdüsen ver- sehen, die nach Zündung die Scheibe um eine im Zentrum befindliche Plexiglaskugel kreisen lassen, in der sich Meß- und Kontrollgerät für Fern- steuerung befinden. 3. Die Meẞuhren und Instrumente sind mit rus- sischen Zeichen versehen. 4. Der Aktionsradius der aufgefundenen Scheibe scheint über 30 000 km zu betragen, die Flughöhe: über 160 km. 5. Der der sagenhaften fliegenden Untertasse": gleichende Flugkörper verfügt über ausreichenden Raum für Hochexplosions- evtl. Atombomben. Die norwegischen Spezialisten mutmaßen. daß die; aufgefundene Scheibe in der Sowjetunion gestartet' wurde. durch einen Sende- bzw. Empfangsfehler auf Spitzbergen niederging und Infolge der harten: Landung ausfiel. Das sonderbare ferngesteuerte, unbemannie Düsenflugzeug soll zur Untersuchung per Schiff nach Narvik gebracht werden. Der deutsche V-Waffen-Konstrukteur Riedel äußerta auf die Beschreibung der Diskusscheibe: Das ist. eine typische V-7, an deren serienweiser Herstel- lung ich selbst arbeitete." J. M. M.